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Jüdische Friedhöfe - historisch

In Wien wurden fünf der im Laufe der Jahrhunderte errichteten jüdischen Friedhöfe erhalten. Der älteste, für das Jahr 1368 erstmalig beurkundete Platz aus dem Mittelalter zwischen dem ehemaligen Kärntnertor und dem ehemaligen Widmertor ist nicht mehr erkennbar.
Der älteste größtenteils erhaltene Friedhof in Wien ist der jüdische Friedhof in der Rossau, in der heutigen Seegasse. Er wurde seit dem 16. Jahrhundert belegt und bestand bis 1943 unverändert. Er ist heutzutage nicht mehr uneingeschränkt zugänglich. Nach und nach werden die ausschließlich hebräisch beschrifteten Grabsteine restauriert.
1784 wurde der jüdische Friedhof in Währing errichtet. Dort wurden bis in die 1880er Jahre hinein bis zu 9.000 Grabstellen belegt. Hier wurden erstmalig auch in deutscher Sprache verfasste Grabsteine aufgestellt.

Während der Stadterweiterung Wiens wurde der Zentralfriedhof eröffnet, auf dem von Anfang an eine jüdische Abteilung vorgesehen war. Von 1879 bis 1916 wurden beim „ersten Tor“ 60.000 Gräber errichtet. Danach wurde das Areal zu klein. Die Kultusgemeinde erwarb eine weitere Fläche (beim vierten Tor), auf der heute noch Begräbnisse stattfinden. Die Gemeinde hatte dort auch stets ihre eigenen Zeremoniengebäude.
1906 kam mit der Eingemeindung des Bezirks Floridsdorf ein weiterer Friedhof mit einer seit 1877 bestehenden jüdischen Abteilung hinzu.
Die Erhaltung, Restaurierung und Pflege der zum Teil in der NS-Zeit beschädigten Gräber wird in verschiedenen Projekten der Kultusgemeinde mit Beteiligung der Stadt Wien und freiwilligen Helfern unternommen.

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Friedhöfe - halachisch

Jüdische Friedhöfe, Bet Hakewarot (Haus der Gräber), Bet Olam (Haus der Ewigkeit), oder Bet haChajim (Haus des Lebens) genannt, unterliegen bestimmten religionsgesetzlichen (halachischen) Vorgaben.

So darf ein Friedhof niemals überbaut oder aufgegeben werden, er ist für die Ewigkeit ausgelegt. Gräber dürfen nicht eingeebnet werden, es ist höchstens eine zweifache Belegung mit einer genau abzumessenden Schicht Erde dazwischen erlaubt. Nur Verwandte ersten Grades (Eltern, Kinder, Geschwister) dürfen in einer Grabstätte beigesetzt werden. Bepflanzungen sind nur mit Gras oder Efeu üblich. Bis ins Mittelalter hinein wurden die Gräber in Richtung Jerusalem angelegt. Im Zuge der Haskala (der jüdischen Aufklärung) lockerten sich die Vorschriften etwas.

Beerdigungsprotokolle

Die in Wien erhaltenen Beerdigungsprotokolle wurden vom Friedhofsamt der IKG Wien in den Jahren 1891 bis 1945 angelegt. Einerseits wurden die sogenannten Sterbebücher von 1891 bis 1918 geführt. Sie sind alphabetisch nach dem Anfangsbuchstaben des Nachnamens des Verstorbenen erfasst. Innerhalb eines Buchstaben sind die Einträge in jährlicher chronologischer Reihenfolge und betreffen nur Beerdigungen auf dem Wiener Zentralfriedhof (Tor 1 und 4), in einigen Fällen mit dem Hinweis auf den Döblinger Friedhof und Floridsdorfer Friedhof, etc.
Andererseits sind von 1919 bis 1945 die Beerdigungsprotokolle chronologisch erfasst. Ein Jahr umfasst immer zwei Bände und beinhaltet Beerdigungen auf dem Wiener Zentralfriedhof (Tor 1 und 4), Döblinger Friedhof und Floridsdorfer Friedhof. Ausgenommen die Jahre 1943 bis 1945. Diese befinden sich von Jänner 1943 bis Juli 1944 und von August 1944 bis Dezember 1945 in je einem Band.

Folgende Informationen zu Beerdigungen sind in den Protokollen vorhanden:

  • Nach- und Vorname
  • Todesdatum
  • Beerdigungsdatum
  • Beerdigungsklasse (gratis, Ehrenklasse, diverse Klassen 1-4)
  • Angaben zum Grab bzw. Gruft (Gruppe, Reihe und Nummer)
  • Beilegungen, Überführungen
  • Funktionäre (Name des Rabbiners, Name des Kantors)
  • Gebührenbemessung für Gratisgräber
  • Anordnungen und Kosten
  • Datum der Grabsteinanweisung
  • Name der Besteller, der Zahler und Verfügungsberechtigten
  • Anmerkungen

Beerdigungsbücher nach Begräbnisklassen

Die in Wien erhaltenen Beerdigungsbücher der IKG Wien umfassen insgesamt fünf Bände, diese beinhalten vorwiegend die Aufzeichnungen über die Beerdigungen nach Begräbnisklassen auf dem Wiener Zentralfriedhof (Tor 1) sowie auf anderen Wiener Friedhöfen.
Die Bände eins bis vier beinhalten den durchgehenden Zeitraum von März 1879 bis Jänner 1899. Im fünften Band jedoch sind ausschließlich Beerdigungen von Kindern und Jugendlichen im Zeitraum von Jänner 1895 bis Dezember 1899 verzeichnet.

Folgende Informationen zu den Verstorbenen sind in den Büchern vorhanden:

  • Nachname
  • Vorname
  • Beerdigungsdatum
  • Beerdigungsklasse (gratis, Ehrenklasse, diverse Klassen 1-4)
  • Anmerkungen (siehe zum Beispiel die Anmerkung zu Todesopfern des Ringtheaterbrandes am 8. Dezember 1881).

Gräberprotokolle für den Zentralfriedhof

Die in Wien erhaltenen Gräberprotokolle der IKG Wien für den Zentralfriedhof (Tor 1) umfassen den Zeitraum von 1879 bis 1919. Die weiteren Gräberprotokolle für den Neuen Friedhof (Tor 4) beinhalten den Zeitraum 1917 bis 1922. Angelegt wurden die Gräberprotokolle vom Friedhofsamt der IKG Wien. Die Ordnung der Einträge ist chronologisch nach dem Beerdigungsdatum. Die fortlaufende Reihenzahl wird jährlich vergeben und beginnt mit Jänner eines Jahres.

Folgende Informationen zu den Verstorbenen sind in den Protokollen vorhanden:

  • Reihenzahl
  • Datum der Beerdigung
  • Nach- und Vorname
  • Beruf
  • Wohnadresse
  • Alter
  • Angaben zum Grab (Grabgruppe, Grabreihe und Grabnummer)
  • Anmerkungen

 

Grüfteprotokolle

Die in Wien erhaltenen Grüfteprotokolle der IKG Wien umfassen in insgesamt zwei Bänden die Beisetzungen in Grüften in den Jahren 1879 bis 1960 am Zentralfriedhof. Die Reihenfolge ist chronologisch nach der Errichtung der Grüfte. Innerhalb einer Gruft sind die Beisetzungen chronologisch aufgeführt.  

Folgende Informationen zu den Verstorbenen sind in den Büchern vorhanden:

  • Reihenzahl
  • Datum der Beisetzung
  • Nach- und Vorname
  • Wohnadresse
  • Alter
  • Angaben zur Gruft (Gruppe, Reihe, Gruftnummer, Größe)
  • Anmerkungen

 Interessant ist u.a. die Errichtung bzw. Planung der Grüfte durch diverse Architekten/Baumeister.

 

Verzeichnisse der Leichenbegängnisse

Die in Wien erhaltenen Leichenbegängnisbücher der IKG Wien für den Zentralfriedhof umfassen den Zeitraum von 1907 bis 1919, ausgenommen das Jahr 1908, dieses fehlt. Die Ordnung der Einträge ist chronologisch nach dem Beerdigungsdatum.

Folgende Informationen zu den Leichenbegängnissen sind in den Protokollen vorhanden:

  • Beerdigungsdatum und –uhrzeit
  • Vor- und Nachname des Verstorbenen
  • Wohn- und Sterbeort
  • Beerdigungsklasse (gratis, Ehrenklasse, diverse Klassen 1-4)
  • Funktionäre (Rabbiner, Kantor)
  • Angaben zum Grab bzw. Gruft (Gruppe, Reihe und Nummer)
  • Beerdigungskosten
  • Datum der Zahlung
  • Name und Adresse des Bestellers

 

 

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  1. So verwenden sie die Zeitleiste

    Die Punkte auf der Zeitleiste stellen historisch wichtige Ereignisse des Archivs der Kultusgemeinde Wien dar und geben Ihnen einen Überblick über die zeitliche Einordnung des unten dargestellten Exponats. Durch den Klick auf einen der Punkte erhalten Sie mehr Informationen.

  2. 2. Jänner 1782

    Toleranzpatent Josephs II. .

    Das Toleranzpatent für die Juden in Wien und in Niederösterreich ermöglichte einzelnen jüdischen Familien unter Abgabe eines Zinses, sich in Wien anzusiedeln, bestimmten Gewerben nachzugehen und ihren Glauben im Privaten auszuüben sowie ihren Kindern Religionsunterricht erteilen zu lassen.

  3. Begründung der Gemeindebibliothek.

    Der Buchdrucker Anton Schmid, der eine Lizenz zum Drucken hebräischer Werke hatte, welche durch die Zensur streng begutachtet wurden, überließ den Wiener Juden aus Dankbarkeit für zahlreiche Aufträge 133 Drucke. Diese bildeten den Grundstock der bis heute bestehenden Gemeindebibliothek.

    1814 bis 1815

    Wiener Kongress.

    Durch den Einfluss des Code Civil kamen die Juden in Europa der Gleichstellung näher. Bei der Reorganisation waren die Juden im Habsburgerreich dem Kaiser gegenüber loyal, sie hofften auf weitere Fortschritte. Jedoch wurden mit dem Scheitern der Demokratisierung die Zugeständnisse eingeschränkt.

  4. 30. Juni 1816

    Gründung des Wiener Jüdischen Archivs .

    Aufgrund wiederholter Unstimmigkeiten betreffend die Gültigkeit von Erlässen, welche die Rechte und Pflichten der ortsansässigen Juden regelten, beschlossen am 30. Juni 1816 die Vertreter der Wiener Judenschaft, ihre Aktenstücke durch einen Aktuar zu sammeln und aufzubewahren.

  5. 12. Dezember 1825

    Grundsteinlegung des Wiener Stadttempels.

    Die Grundsteinlegung des Wiener Stadttempels am 12. Dezember 1825 erfolgte durch Rabbiner Isak Noa Mannheimer. Die Synagoge wurde nach den Plänen von Josef Kornhäusel errichtet und den damaligen Bauvorschriften folgend, von außen nicht sichtbar in ein Wohnhaus integriert.

    Einführung des Wiener Ritus .

    Mannheimer und Sulzer waren mit Krisen zwischen Orthodoxie und Reformern konfrontiert. Die Spaltung der Gemeinde konnte durch eine Gottesdienstordnung, die hebräische Gebete, deutsche Predigten sowie den Verzicht auf die beliebte Orgel, aber die Einführung eines Chors vorsah, verhindert werden.

  6. 9. April 1826

    Einweihung des Wiener Stadttempels.

    Mit der Errichtung des Stadttempels in der Seitenstettengasse im ersten Wiener Bezirk gelang es den Wiener Juden erstmals seit der Vertreibung 1670, wieder ein geistiges und religiöses Zentrum zu errichten. Als erster Rabbiner wirkte hier Isak Noa Mannheimer, als erster Kantor Salomon Sulzer.

  7. 31. Oktober 1827

    Erste Registratur-Verordnung.

    Unter dem Aktuar Josef Veith wurde eine Ausführungsverordnung für die Archiv-Registratur beschlossen, die beinhaltete, dass zu jeder Archivalie ein Regest erstellt werden solle. Außerdem wurde er angewiesen, für das bisher gesammelte Archivgut einen Schrank zu erwerben.

  8. Ludwig August Frankl wird Aktuar.

    Ab den 1840er Jahren verlieh Ludwig August Frankl von Hochwart der Registratur „Archivcharakter“ und verbrachte die Archivalien nach 1020 Wien, Czerningasse 4. Die Akten wurden nach Herkunft geordnet und katalogisiert. Dies betraf 22 Stücke von 1626 bis 1805 und rund 10.000 aus der Zeit ab 1806.

  9. Gründung der Israelitischen Kultusgemeinde Wien .

    In Folge der bürgerlichen Revolution 1848 kam es 1849 zu einer Begegnung mit dem Kaiser, in der die Gemeindegründung beschlossen wurde. 1852 wurden ihre provisorischen Statuten genehmigt. Damit gewann die Institution ihre Autonomie zur Regelung ihrer politischen Angelegenheiten und in Kultusfragen.

  10. 1857 bis 1910

    Hungersnöte in Galizien.

    Aufgrund schwerer Hungersnöte wanderten große Teile der Bevölkerung Galiziens aus. Viele galizische Juden zogen nach Wien. Wegen verschiedener ritueller Traditionen führte dies einerseits zu Spannungen in der Gemeinde, andererseits zu einer verstärkten internen kulturellen Auseinandersetzung.

  11. 21. Dezember 1867

    Staatsgrundgesetz (RGBl. 142/1867) .

    Das „Staatsgrundgesetz über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger für die im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“ verlieh den Juden erstmals das Recht, ihren Aufenthaltsort im Habsburgerreich frei zu wählen, die ungehinderte Religionsausübung und sorgte für gesetzliche Gleichstellung.

  12. 10. Juli 1868

    Eigenständige Matrikenführung der IKG Wien.

    Per Gesetz betreffend die Beweiskraft der Geburts-, Trauungs- und Sterbematriken der Israeliten (RGBl. Nr. 12/1869) wurde die eigenständige Matrikenführung staatlich anerkannt. Ab diesem Zeitpunkt führten staatlich beeidete Matrikenführer die Personenstandsbücher. Diese werden bis heute fortgeführt.

  13. Kultusstreit zwischen Orthodoxen und Liberalen in der IKG Wien.

    Nach Annahme einer Reform des Kultus durch liberal fortschrittliche Kräfte unter der Führung Ignaz Kurandas kam es zum Kultusstreit. Die Orthodoxen unter der Führung Rabbiners Salomon Spitzer wollten aus der Gemeinde ausscheiden. Durch Kompromisse konnte die Spaltung der Gemeinde verhindert werden.

  14. 1881 bis 1906

    Pogrome in Russland.

    In Russland fanden verheerende Pogrome an der jüdischen Bevölkerung statt. Die IKG Wien beteiligte sich an Hilfsaktionen für die Opfer und Flüchtigen sowie an Protestaktionen gegen die von den russischen Geheimdiensten gesteuerten Gewalttaten.

  15. 21. März 1890

    Israelitengesetz.

    Mit dem „Gesetz betreffend die Regelung der äußeren Rechtsverhältnisse der israelitischen Religionsgesellschaft“ wurde ein Gesetz geschaffen, welches das Verhältnis der verschiedenen, nach geographischen Gebieten eingeteilten Kultusgemeinden zum Staat auf eine einheitliche Rechtsgrundlage stellte.

  16. 15. Oktober 1893

    Eröffnung der Israelitisch-Theologischen Lehranstalt.

    Nach 15-jähriger Vorbereitung wurde die Israelitisch-Theologische Lehranstalt Wien nach Vorbild des Jüdisch-Theologischen Seminars Breslau eröffnet. Eine wissenschaftliche Rabbiner- und Religionslehrerausbildung sollte etabliert werden. Ziel war die Qualitätssicherung des Religionsunterrichts.

  17. 1. November 1895

    Eröffnung des ersten Jüdischen Museums Wien.

    1895 wurde in Wien das erste Jüdische Museum gegründet. 

  18. 1900er

    Siegmund Husserl .

    Siegmund Husserl führte erstmalig eine wissenschaftliche Archivverwaltung mit parallel geführter Registratur ein und entwickelte weitere Pläne für die Entwicklung und Vernetzung des Archivs. Seine Idee eines Zentralarchivs der österreichischen jüdischen Kultusgemeinden wurde nicht verwirklicht.

  19. 1914 bis 1918

    Das Archiv im Ersten Weltkrieg.

    Unter Archivar Samuel Pinkas sollten eine Archivordnung und eine Kanzleiregistratur erstellt werden. Durch den Ersten Weltkrieg konnten diese Maßnahmen nicht umgesetzt werden. Beschreibungen des Historikers Alfred F. Přibram zufolge herrschten zu Ende des Krieges im Archiv chaotische Zustände.

  20. Reorganisation des Archivs.

    Unter der Leitung des Archivars Saul Chajes erfolgte eine Umstrukturierung des Archivs. Er beschloss eine chronologische Ordnung der Akten bis 1860, ein Einteilung nach Jahrgängen und Exhibitenzahlen für Akten bis 1926 und parallel dazu die Katalogisierung nach Schlagworten, Orts- und Personennamen.

  21. 12. März 1938

    „Anschluss“ .

    Der „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistisch regierte Deutschland, eine von weiten Teilen der österreichischen Bevölkerung begrüßte Annexion, führte zur Aufgabe der staatlichen Souveränität und ebnete den Weg zur Verfolgung und Ermordung auch der österreichischen Juden.

    Anfang Mai 1938

    Wiedereröffnung der IKG .

    Nach dem „Anschluss“ wurde die IKG zunächst geschlossen und Anfang Mai wiedereröffnet. Sie musste unter Kontrolle der NS-Verwaltung und der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“ zwangsweise die Vertreibung der Gemeindemitglieder und ab 1941 die Deportation organisieren.

    Juli 1938

    NS-Kontrolle des Archivbetriebs.

    Die erzwungene Umstrukturierung der IKG verursachte eine Flut von Akten, die im Archiv nicht mehr methodisch abgelegt werden konnten. Die Gestapo beschlagnahmte zudem einen Teil der Archivalien und brachte ihn nach Berlin ins Reichssicherheitshauptamt zur rassenideologischen Auswertung.

    9. November 1938

    Novemberpogrome.

    In der Nacht vom 9. auf 10. November 1938 wurden alle Wiener Synagogen und Bethäuser außer dem Stadttempel zerstört, da er sich in einem Wohnhaus befindet. Geschäfte wurden geplündert, über 6.000 Juden wurden verhaftet und viele ins Konzentrationslager Dachau verschleppt

  22. 1. September 1939 bis 8. Mai 1945

    Archiv im Zweiten Weltkrieg.

    Mit dem deutschen Angriff auf Polen begann der Zweite Weltkrieg. Da 1943 Bombenangriffe auf Berlin zunahmen, bargen die NS-Behörden die konfiszierten jüdischen Wiener Archivalien in Schlesien. Von dort verbrachte die Rote Armee 1945 sie als „Beuteakten“ nach Moskau.

    20. Oktober 1939

    Deportation nach Nisko am San.

    Ende 1939 befahl Adolf Eichmann erste Deportationen österreichischer Juden ins neu besetzte Polen. In Nisko sollte ein sogenanntes Judenreservat entstehen, ein Konzentrationslager. Aufgrund unzulänglicher Verkehrswege und kriegsbedingt beanspruchter Transportmittel wurde das Lager 1940 aufgegeben.

  23. Herbst 1941

    Kennzeichnungspflicht und Ausreiseverbot für Juden .

    Am 19. September 1941 trat die sogenannte Judensternverordnung in Kraft, die Kennzeichnungspflicht für Juden. Ab dem 23. Oktober 1941 war die Ausreise aus deutschen Reichsgebieten für Juden verboten. Beide Maßnahmen dienten der Vorbereitung der endgültigen Vernichtung.

  24. Februar 1942

    Beginn der Deportationen - „Endlösung der Judenfrage“.

    Im September 1941 wurde mit der Ermordung noch nicht aus dem Einflussgebiet der Nationalsozialisten geflohener Juden begonnen. Den Deportationen und Tötungen waren Jahre der Verfolgung vorausgegangen. Ab Februar 1942 wurden die letzten in Wien verbliebenen Juden in Konzentrationslager verschleppt.

  25. 1. Dezember 1943

    Deportation Leopold Moses.

    Leopold Moses, der letzte Archivar des IKG-Archivs vor der Wiederbegründung 2009, wurde am 14. Oktober 1943 verhaftet und am 1. Dezember 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Nach dem Ende seiner Tätigkeit war das Archiv der IKG Wien de facto nicht mehr existent.

  26. 8. Mai 1945

    Kapitulation NS-Deutschlands.

    Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Damit wurden Deutschland und die in der Zeit von 1938 bis 1945 besetzten Gebiete von nationalsozialistischer Herrschaft befreit und die rassistische Gesetzgebung aufgehoben.

    8. Mai 1945

    Wiederbegründung der IKG nach der NS-Zeit.

    1945 wurde die IKG wiederbegründet, die erste Wahl des Kultusvorstandes fand im April 1946 statt. Die IKG stand infolge vor der Herausforderung, nach Wien zurückkehrenden Juden, KZ-Überlebenden und Angehörigen der 65.000 im Holocaust Ermordeten zu helfen und Opferentschädigungen voranzutreiben.

  27. Leihweise Übergabe von Archivalien nach Jerusalem .

    Alex Bein, Direktor des Zionistischen Archivs, schlug 1949 vor, die nach 1945 in desolatem Zustand befindlichen Archivalien nach Jerusalem zu bringen. Die IKG stimmte 1951 zu. Die Central Archives (vormals General Archives) erhielten in vier Tranchen (zuletzt 1978) Archivmaterial als Leihgabe.

  28. 15. Mai 1955

    Staatsvertrag.

    Zehn Jahre nach Kriegsende und 17 Jahre nach dem „Anschluss“ erhielt Österreich seine Souveränität zurück. Damit wurde aber auch der Mythos des „ersten Opfers der Nationalsozialisten“ besiegelt, für viele Österreicher ein Anlass, die Teilverantwortung für die Judenverfolgung von sich zu weisen.

  29. 1970er

    Erstellung des „Hodik-Inventars“.

    Avshalom Hodik erstellte in den 1970er Jahren ein Findmittel der den Central Archives in Jerusalem (vormals General Archives) leihweise übergebenen Archivalien der Wiener Jüdischen Gemeinde sowie 1979 einen Abschlussbericht zum Archiv der IKG Wien. Dieses Findmittel umfasst 432 Seiten.

  30. Auffindung des Archivs im Keller des Stadttempels.

    1986 entdeckte der damalige Sicherheitsbeauftragte Ernst Meir Stern im Zuge von Renovierungsarbeiten im Keller unterhalb der Synagoge in der Seitenstettengasse „verschollenes“ Archivmaterial. Es wurde wegen der Umbauten außer Haus gebracht. Danach geriet es jedoch wieder in Vergessenheit.

  31. Wiederauffindung des Wiener Archivs in der Herklotzgasse.

    Auf Initiative des damaligen Präsidenten der IKG, Ariel Muzicant, und der Exekutivdirektorin des Präsidiums, Erika Jakubovits, wurde ab 1998 nach verbliebenen Archivalien gesucht. Im Jahr 2000 wurden umfassende Bestände (800 Kartons) in einem Haus der IKG in der Herklotzgasse in 1150 Wien gefunden.

  32. Gründung der Abteilung Archiv in der IKG Wien.

    Mehr als 70 Jahre nach der Auflösung durch die Nationalsozialisten wurde im Jänner 2009 das Archiv als eigene Abteilung der IKG Wien wieder begründet und damit dessen Bedeutung für die Kultusgemeinde unterstrichen.

  33. Archivsanierung.

    Die Räumlichkeiten des IKG-Archivs wurden einer grundlegenden Sanierung unterzogen. Entsprechend modernen Archivstandards wurden Brandschutz, Klimaanlage und Lüftung eingerichtet. Damit ist sichergestellt, dass das gesamte historische Aktenmaterial fachgerecht gelagert ist.

  34. 22. November 2016

    200-jähriges Jubiläum Archiv der IKG Wien.

    Zum 200-jährigen Jubiläum des Archivs fand erstmals ein Tag der offenen Tür statt. Die Zugänglichkeit zum Archiv für wissenschaftliche und private Forschung ist seither möglich. Eine Festschrift sowie eine Website wurden im Zuge der Feierlichkeiten vorgestellt.